Social Media Effekt

Wer kennts nicht. Ein Objekt der Begierde, allerdings ausser Reichweite. Sowohl räumlich als auch emotional unerreichbar. Trotzdem muss das Objekt observiert werden. Mit der Hilfe einer wohlbekannten Plattform natürlich. Es scheint aber sehr inaktiv zu sein, weshalb auf die Aktivität der Kollegen, Onkel, Tanten und Schwestern zurückgegriffen werden muss. durch Kommentare, Posts und Stories wischen - Da! schnell den Finger festgehalten damit der Beweis nicht verschwindet. Essen mit Freunden. Da sitzt er im Hintergrund. Auf der Schulter liegt eine Hand, seine wiederum liegt auf einem fremden Oberschenkel. Was hat das zu bedeuten? Zufall? Beziehung? Fragen über Fragen. Genauere Recherche ergibt: Sie ist wunderschön, Make up Artistin, Freundin der Schwester. Hab Ichs schon erwähnt? Sie ist wunderschön. Je mehr ich von ihr sehe, desto mehr sinkt mein Mut. Meine Gedanken beginnen sich im typischen Social Media Muster spiralförmig gegen unten zu bewegen. Typenmässig sind wir gleich. Während ich stalke sitze ich neben der Heizung, welche kaum Wärme abgibt weil darauf gerade meine Socken trocknen - sie sonnt sich an den Stränden der dominikanischen Republik. Sie posiert vor Wänden mit Blumen, im Abendkleid - ich sitze da mit strähnigen Haaren, unreiner Haut und dürrem Körper. Auf meinem Laptop präsentiert sich mein momentaner Lebensmittelpunkt: Militärische Strukturen. Wer will sich schon mit dem unscheinbaren, komplizierten Mädchen mit ungewöhnlichen Interessen abgeben, wenn er die wunderschöne schminkende Artistin aus Lateinamerika haben kann?
Ich muss der Sache ein Ende bereiten. Handy weg. 

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