Pasta gegen innere Stimmen

Frauenangelegenheiten sind komplex. Unklare Rollenverteilungen, unlösbare Outfitfragen, monatliche Besuche von Erdbeeren oder furchtbare Stimmungstiefs. Als ich meine Freundinnen früher über PMS reden hörte, in denen Heulkrämpfe und schlechte Laune zu Gast waren, hatte ich nur vier Worte übrig: Hä? Kenn ich nicht. Leider haben sie sich mittlerweile in sechs Worte verwandelt: Ja, habe ich ab und zu. Zum Beispiel heute. Ohne dass PMS-Zeit wäre - was das Ganze noch viel gruseliger macht - ist das eine beginnende Depression? Nährstoffmangel? Werde ich bald krank? Oder könnte es doch PMS sein? Und da fängts schon an. An solchen Tagen ist es, als könnte ich einem inneren Gespräch zuhören, welches verschiedene Ansichten über das gerade Geschehene austauscht: Zwischen meinem Gehirn in normalem Zustand (GNZ), welches Dinge rational betrachtet und meinem Gehirn in PMS Zustand (GPMSZ). Ich nenne das Ganze jetzt trotzdem so, auch wenn PMS wie bereits gesagt für heute nicht sicher belegbar ist. Jedenfalls hat in diesem inneren Dialog stets letzteres Gehirn die Oberhand, während ich und das GNZ hilflos zuschauen. Dabei wandelt sich das GPMSZ von fuchsteufelswild zu zutiefst gekränkt bis hin zu zynisch. Exemplarisch hier ein paar Beispiele: 

Ich: Schaue meine To do Liste an und denke gleichzeitig an die Wohnungssuche. 
GPMSZ: Du wirst das niemals schaffen und niemals eine Wohnung finden. Ausser vielleicht eine abgeranzte Bude mit Leuten die du nicht magst und dir Bettwanzen verschenken. Alle Leute die du um Hilfe fragst, finden dich mühsam. 
GNZ: Hör auf damit. 
GPMSZ: (äfft GNZ nach): Hör auf damit. Du willst der Realität nur nicht ins Auge blicken. 
*greift zum Handy und beginnt eine peinliche und wütende Nachricht an meine Mutter zu tippen…*
GNZ: Stopp!! Das wirst du bereuen!!
GPMSZ: verschickt. 

Freundin schreibt: Ich habe das letzte Mal nur zwei Karten gekauft weil ich das einem anderen Freund schon lange versprochen hatte. Ich schaue aber heute für ein anderes Datum, an dem wir zu dritt gehen können und besorge für dich auch eine Karte. 
GPMSZ: Die hat dich im Affekt eingeladen und bereut es jetzt. Deshalb hat sie dir das nie gesagt, aber jetzt plagt sie das schlechte Gewissen. Peinlich. Warum hat sie dich überhaupt eingeladen?
GNZ: Ist verständlich. Sie hatten das schon länger geplant. Schau, sie möchte dich trotzdem miteinbeziehen. 
GPMSZ: nie im Leben. Die hat nur ein schlechtes Gewissen.

Ich: trage eine schwarze Hose mit Rollkragenpullover und Lackschuhen. 
Person x: Oh, du bist heute aber schick angezogen. 
Person y: Warst du heute noch arbeiten? Du siehst so elegant aus. 
GNZ: Die Leute machen dir Komplimente. 
GPMSZ: Was soll das bedeuten? Bin ich sonst nicht hübsch angezogen? Fällt ihnen das heute speziell auf, da ich nicht hässlich aussehe? Ist das Outfit unangemessen für den Anlass? Sehe ich aus wie ein Clown? Mache ich einen Narren aus mir?

GNZ: Geh nach Hause, schalte das Handy aus und GNTM ein und iss soviel Pasta wie du kannst. 
GPMSZ: Ja genau, und wenn du weiterhin keinen Sport machst, wirst du deine ach so geliebte Yoga-Figur spätestens nächste Woche verabschieden. 
GNZ: Morgen sieht die Welt ganz anders aus. 
GPMSZ: (sieht, dass sich im Haus gegenüber jemand aus dem Fenster lehnt und eine Flasche Bier trinkt) Was ist das denn für ein Penner?
GNZ: Jetzt hörts aber auf!
GPMSZ: *setzt zu einer Erwiderung an, wird aber von einer Ladung Tagliatelle überschüttet*

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