Und jetzt?

Riesige Häuserschluchten, immerwährender Verkehrslärm und heulende Sirenen. Nebel auf den Brücken, Nieselregen, dahinter die Sonne die in einer rot-orangen Glut aufgeht. Glitzernde Lichter aberhunderter Wohnungen und Leuchtreklamen. Stinktiere des Nachts auf der Strasse und Spinnen in 30 Metern Höhe. (Wie sind die überhaupt dahin gekommen?) Das ist Downtown Vancouver. 
Manchmal mag ich meinen Wohnort sehr gerne, dann nämlich wenn ich anderen davon erzähle. Aber um ganz ehrlich zu sein habe ich den Eindruck dass Vanvouer keine Seele hat. Es gibt kein typisches Vancouver- Feeling. Nicht so wie in Berlin, wo dieses Lebensgefühl "Ich bin total alternativ!" bereits in der Strassenbahn spürbar wird. Sucht man dieses Gefühl in den öffentlichen Verkehrsmitteln von Vancouver trifft man auf Busse mit der Aufschrift "Sorry, we're full". Sucht man einen Einheimischen auf der Strasse, findet man keinen. Oder kann ihn schlichtweg nicht erkennen, unter all den Koreanern, Japanern, Chinesen oder Philipinos. Sucht man das typische Essen von Vancouver trifft man auf Sushi- Lokale, Koreanische Restaurants, Amerikanische Fastfood Ketten, oder das Kaffeehaus mit der grünen Frau. 
Ja, das sind die etwas missmutigen Tage in Vancouver. (Auch Raincouver genannt) Und was tut man an einem solchen Tag? Genau, man versucht aus der Stadt herauszukommen. In meinem Fall in Richtung Whistler. Eineinhalb Stunden Fahrtzeit ist der Austragungsort der olympischen Spiele von 2010 entfernt, für kanadische Verhältnisse geradezu ein Katzensprung. Die hügelige und kurvige Autobahn liegt an wunderschönen Meeresausläufern, und wenn man sich nicht versieht, kann man auch einige Jogger auf dem Pannenstreifen ausmachen. 
Angekommen schlägt jedes kleine Schweizer Heimweh- Herz gleich etwas schneller, denn in Whistler könnte man sich genausogut im Oberengadin wähnen. Ausser man sieht den blauen Diademhäher, den Riesen-Rhabarber, oder die Bären- Warnschilder. 
Einmal um den Lake Lost gewandert, und einen Besuch auf dem Whistler Farmers Market abgestattet, fühlt sich das Leben gleich viel besser an. Auch fern von zu Hause. 

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