Du bisch en Liiribänz!

Wussten Sie, dass es einen "Liiribänz" Index gibt? Er ist zuständig für das Gezwitschere, welches einige Leute auf einer bestimmten Website von sich geben. Ich glaube wir verstehen uns. Er misst, ob das, was eine Person gerade veröffentlicht hat, andere Leute überhaupt interessiert.  Man nehme dazu die Anzahl Tweets, teile sie durch die Anzahl Follower. Ist die sich daraus ergebende Zahl unter 10, dann sind die eigenen Kurznachrichten tatsächlich relevant. Bei einer Zahl darüber.. nun ja, dann ist man ein "Liiribänz". Sprich: Die betreffende Person schreibt zu viel Unnötiges, das niemand liest. Oder lesen will. 
Sieht man sich irgendwelche Twitter Konten an, dann stellt man fest, dass viele Leute eigentlich zu viel zwitschern. Vor allem Personen, die von ihrem Leben scheinbar gefrustet sind. Allerdings ist es erstaunlich, wen dieser Index als relevant auserkoren hat: Derjenige von Christoph Mörgeli beispielsweise beträgt 0.06. Was er zu sagen hat,  ist anscheinend relevant. Und interessiert offenbar das ganze Internetgeschehen.
Was als gute Idee begonnen hat, kann scheinbar auch nach hinten losgehen. Ich persönlich finde nämlich, dass die Qualität oder die Relevanz nicht an der Anzahl der Tweets gemessen werden kann. Es ist durchaus interessant von alltäglichen Randnotizen, oder kurzen Gedanken zu lesen, die wohl in einer Millisekunde durch das Gehirn des Schreibenden geflitzt sind, und nun den Weg ins Internet gefunden haben. Diese Nachrichten sind viel ehrlicher, echter und lassen einen an einem grösseren Stück Leben der schreibenden Person teilhaben. Der Schreibende vertraut sich seiner Tastatur wie einer nahen Person an, und vergisst dabei, dass es eigentlich jeder lesen kann, wenn er möchte.
Woher entsteht eigentlich dieses Bedürfnis, sich so mitzuteilen? Ich wage zu behaupten, dass man mehr Hemmungen hat, diese Gefühle und Gedanken dem Nachbarn anzuvertrauen, als dem Internet. Dabei ist das Internet ja wie ein dunkles Loch: Man wirft etwas hinein, aber wo das ankommt, oder was dann als Antwort darauf aus dem Loch kriecht ist nicht absehbar. Beim Nachbarn dagegen schon. Ist es also eine zunehmende Risikobereitschaft, die die Menschen antreibt, so etwas zu machen? Sind sie sich der möglichen Auswirkungen gar nicht bewusst? Oder sind es ganz einfach Hilferufe, weil der Schreibende keine Vertrauten hat? In diesem Fall würde ich, (ohne Twitter- Konto) gerne darunter schreiben. Dem Schreibenden versichern, dass ICH seine Seelenausgüsse lese. Das es mir nicht egal ist.
Aber eben, ohne Konto geht das ja nicht.
Allerdings muss ich mich selber auch an der Nase nehmen. Was ich hier mache, ist… Genau das. Ich labere das Internet auf egozentrische Weise voll, ohne zu wissen obs überhaupt jemand liest. (Obwohl das Verhältnis zur Nachbarin übrigens sehr gut ist!) Eine von den vielen Tausenden, die sich wünschen, gehört zu werden.
Ich kann nur hoffen, dass dieser Index nicht für Blogs entwickelt wird.

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