Delete Delete Delete

Heute stelle ich das Hobby einer  Lehrperson vor. Diese gewisse Lehrperson steht total darauf, sämtliche Wörter, die man verwendet, zu definieren. Prinzipiell ist das ja überhaupt nichts Schlechtes, würde ich meinen. Dadurch lernt man, die Wörter ihrer Bedeutung und ihrer Aussage nach richtig einzusetzen. Allerdings beschränkt man sich in ihrem Unterricht auf Wörter, die unglaublich selbstverständlich sind. So selbstverständlich, dass man sie eigentlich kaum beschreiben kann. Wenn man dann endlich die Definition hat, dann versteht man das Wort selbst nicht mehr so genau. Nehmen wir das Wort "Handlung". Ja, was ist das eigentlich genau? Man TUT etwas, aber man MACHT nichts. Es ist also eine Tätigkeit, aber keine Aktivität. Man handelt mit Absicht, ob bewusst oder unbewusst ist dann auch egal. Hä?Ich behaupte, jeder normale Mensch muss zuerst die ganze Definition vergessen, bevor er das Wort überhaupt wieder im Alltag verwenden kann.  Manchmal aber wäre es praktisch zu wissen, was einzelne Wörter tatsächlich bedeuten. Zum Beispiel "Vergessen". Wenn wir schon beim Thema sind. Für jeden bedeutet vergessen wahrscheinlich etwas anderes, aber trotzdem benutzen wir das Wort wohl jeden Tag, im Glauben, dass alle wissen wovon wir sprechen. Was ist Vergessen? Wie vergisst man? Ganz eigentlich, würde ich sagen, Vergessen bedeutet, dass man für immer aufhört, an etwas zu denken. Meistens verwenden wir dieses Wort allerdings nicht in diesem Kontext. Wir sprechen dann vom Vergessen, wenn wir für eine Zeitlang nicht an etwas denken (können). "Ich hatte vergessen, was ich einkaufen wollte!" Sagt man dann beispielsweise. Irgendwann erinnert man sich dann wieder. Was aber eigentlich auffällig ist, ist dass wir die erste Art des Vergessens, also das immerwährende "nicht-an-etwas-denken" immer dann verwenden, wenn es um Menschen geht. Um Freundschaften, die  auseinander gingen, um Expartner, vergangene Beziehungen. Um Sätze oder Wörter die andere Menschen gesagt haben. Dinge, an die man nicht mehr denken MÖCHTE. Ist es nicht so?Die zweite Art ist auf Gegenstände oder Namen, einfach auf alltägliche Sachen bezogen. Eigentlich traurig, dass man den Menschen keinen Erinnerungswert zuspricht, nebensächlichen Dingen wie Einkaufslisten dagegen schon.   Allerdings stellt sich auch die Frage, ob ein Mensch wirklich vergessen kann. Selbst wenn er es möchte. Funktioniert das Erinnerungsvermögen eines Menschen nicht eigentlich wie das Internet? Man kann zwar etwas "löschen", sodass es nicht mehr sichtbar ist, aber irgendwo in dunkler Tiefe liegt immer noch was. Und sobald ein Schlupfloch da ist, kann man alles wieder finden. So wie auf Facebook. Man kann zwar das Profil deaktivieren, sodass es verschwunden scheint. Aber mit wenigen Mausklicks kann man alles wiederherstellen, und alles sieht aus, als ob nichts geschehen wäre. Wenn ein Mensch also von Vergessen spricht, dann belügt er sich eigentlich selber. Denn allein die Tatsache, dass man sich bewusst wird, dass man nicht mehr an etwas denkt, beweist doch, dass man es gar nicht ganz vergessen kann, oder? Vor allem Erlebnisse mit anderen Personen. Weil ein Mensch hinterlässt bei einem anderen immer seine Spuren, er trägt einen winzigen Teil zur Entwicklung des Anderen bei. Deshalb würde ich bei Menschen, die den Anschein haben oder von sich behaupten, etwas vergessen zu haben, am liebsten auf der Nase herumtanzen und sie einmal richtig durchschütteln. "Das kannst du doch nicht ernsthaft einfach so vergessen!", würde ich dann sagen. Aber so wie ich andere Leute kenne, würde das nichts bringen. Denn diese Leute sind richtig gut darin, Sachen zu vergessen. Oder wenigstens gut darin, so zu tun. Auf diese Leute bin ich unglaublich eifersüchtig. Manchmal wäre es so schön, wenn man einfach auf einen Knopf drücken könnte, und schwups- weg ist alles. In diesem Sinne: Delete alle miteinander! 

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