Worte der Egozentrik

Mein Spiegelbild sah seltsam verzerrt aus, in die Länge gezogen und entstellt. etwas weiter rechts war es zusammengestaucht und nicht weniger bizarr als das auf der anderen Seite. Normalerweise sieht mein Spiegelbild nicht so aus, obwohl ich mich im Moment durchaus so wahrnehme: Entstellt und unkenntlich. Nicht so wie ich wirklich bin. Oder sein möchte. Nein, dieses Bild von mir erhalte ich, wenn ich in das gebogene Abflussrohr unter dem Spülbecken im Badezimmer schaue. Dort befinde ich mich gerade, ich sitze zusammengekauert darunter, die Beine angewinkelt, den Kopf eingezogen. Die Wand ist kalt und hart, und trotzdem fühle ich mich auf eine kranke und verquere Weise wohler als wenn ich auf meinem Bett gesessen hätte. Warum? Vielleicht bin ich verrückt geworden. Dieser Ort erschien mir irgendwie als mein rechtmässiger Platz. Hier werde ich nicht auf einem weichen Platz aufgefangen, sondern auf den buchstäblich kalten Boden der Realität gedrückt. Hier kann ich nicht entfliehen ohne meinen Kopf anzustossen, und dem Menschen zu begegnen der ich gerade bin. 
Doch wer bin ich überhaupt? Ich fühle mich wie eine graue, leere Hülle, die durch Zeit und Raum wandert und die sich selbst enttäuscht und anwidert. Tief in mir drin weiss ich, dass sich etwas ändern muss, doch ich weiss einfach nicht, wie ich diese Veränderung herbeirufen kann. Am liebsten hätte ich mich auf den Boden geworfen und mich solange gewälzt und wie eine Irre benommen, bis der letzte dunkle Rest aus meinem Körper vertrieben war. Aber das geht ja nicht- ich bin ja schon leer, was sollte ich denn loswerden können?
 Am besten, ich warte hier genau an diesem Ort bis meine Erleuchtung kommt. Ich legte den Kopf also stattdessen auf das kalte Keramik des Spülbeckens und schloss die Augen. 

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