No Entry for Brains



Ein schattiges Plätzchen unter einem Baum auf dem Gras, die Sonne scheint warm auf meine Schultern, ein Schiff fährt auf dem warmen See lautlos vorbei, mein Handy vibriert- schnitt- eiskalte Füsse an warmen Beinen- schnitt- ein Café mit holzvertäfelter Veranda, weissen Sonnenschirmen und einem wackligen Tisch, meine Tasche fällt zu Boden- ich schrecke auf. Die Tasche ist nicht auf meinen Fuss gefallen, sondern ins Nichts. Ich befinde mich nämlich gar nicht in diesem Café sondern in einem Raum mit vielen Tischen und Stühlen und vielen Menschen. Keiner davon hat meine kleinen Ausflüge bemerkt. Ich war allein unterwegs, in meinem Kopf, in den Tiefen meiner Erinnerungen. Ich war für kurze Zeit in einer anderen Welt, in einer schönen, unvergänglichen, die es mir ermöglicht hat der tristen Wirklichkeit zu entfliehen. Jetzt sitze ich wieder in der Schule, und anstatt des warmen Sonnenscheins… fühle ich nichts als kalte Enttäuschung. Warum muss mein Gehirn mich an solche Dinge erinnern? Also ich finde eigentlich, dass Gehirne etwas Tolles sind. Sie haben eine wahnsinnige Speicherkapazität, und die Qualität der Bilder nimmt niemals ab, darüber hinaus sehen sie aus wie Walnüsse. Aber manchmal sind Gehirne ZU gut. Dann nämlich, wenn sie einen an Dinge erinnern, die man vergessen geglaubt oder vergessen gehofft hat. Irgendwann, an einem zufälligen Zeitpunkt, der überhaupt nichts mit der Erinnerung zutun hat, taucht sie wieder auf.  Plopp! Ich denke dann jedesmal:  "Ach ja, das hatte ich ja vollkommen vergessen!" Manchmal bin ich erstaunt und erfreut darüber, was für eine tolle Arbeit mein Hirn leistet, aber manchmal ….. auch nicht.
In solchen Momenten würde ich mich am liebsten zusammenfalten, in eine Kiste legen und den Deckel schliessen. In dieser Kiste bin ich dann ganz alleine, niemand kennt mich, niemand nimmt mich wahr, ich bin sozusagen inexistent. Ich lege es gänzlich ab, ein fühlendes und denkendes Wesen zu sein, löse mich von allem und lebe allein in Erinnerungen. Und dann könnte ich auch für immer am Ufer des Sees liegen, die Sonne spüren, und wissen, dass eine schöne Nachricht für mich auf meinem Handy wartet. Aber nein, ich wäre ja gar nicht alleine. Mein Gehirn würde wahrscheinlich den Deckel einfach öffnen, und sich hineinquetschen,  mit erhobenem Zeigefinger. "Weisst du noch als..?" Ja, ich weiss. Ja, ich kann mich sehr gut daran erinnern. Seufz. Dummerweise scheint sich mein Gehirn in allen Lagen wohlzufühlen. Es braucht keine Kiste, in der es eine glückliche Existenz haben kann. Oder besser gesagt, es ist glücklich, zu existieren. Im Gegensatz zu mir: Mein Glücklichsein beschränkt sich im Moment darauf, inexistent und alleine zu sein. Wie deprimierend ist das denn?! Als nächstes klebt wohl noch ein Etikett auf meiner Kiste: "Kein Zutritt für Gehirne!"
Ich würde jetzt gerne wie üblich zu einem abrundenden Fazit kommen, die Geschichte mit einem Ausflug in die Realität zurück abschliessen. Sodass alle Leser das Gefühl eines sinnvollen und verständlichen Textes bekommen. Aber irgendwie scheine ich mich in einer Sackgasse zu befinden… Und mir fällt nur eines ein:
Deckel zu. 

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